Fr, 12.01.2024
Das Wetter spielt nicht mit
Tiefe Temperaturen und Überschwemmungen beeinträchtigen nicht nur die Transportkapazitäten, sondern setzen regional die ohnehin schon gebeutelten Feldkulturen der Gefahr von Schäden aus.
Während an den Terminmärkten bei leicht schwankenden Weizenkursen rege Kontrakte gehandelt werden, bleibt es am Kassamarkt vergleichsweise ruhig. Ungünstige Witterung verspätet überregionale oder osteuropäische Herkünfte, was den zumeist gut versorgten Mühlen wenig Sorgen bereitet. Landwirte haben ihren Fokus auf den Demonstrationen und bei wenig veränderten Preisen ohnehin keinen drängenden Grund zu verkaufen. Die Landhandelsunternehmen sympathisieren und zeigen ebenfalls wenig Aktionismus. Über die gesamte Produktpalette zeigen sich in der 2. KW 2024 negative Vorzeichen mit Ausnahme für Qualitätshafer und Leguminosen. In Bezug auf den bisherigen Wirtschaftsjahresverlauf liegen nur noch Elite- und Qualitätsweizen sowie Braugerste, Hafer und Leguminosen über den Geboten, wie sie zu Beginn der Saison gezahlt wurden.
Auch mit Abschluss von Kontrakten auf die kommende Ernte halten sich Erzeuger sehr zurück. Neben den kaum entwickelten Geboten – in Ostdeutschland wurden für Brotweizen ex Ernte in der ersten Hälfte 2023/24 rund 211 EUR/t genannt, aktuell sind es ebenfalls 211 EUR/t – sind es vor allem die anhaltend ungünstigen Bedingungen auf den Feldern. Nach übermäßiger Nässe, die bereits der Aussaat ein jähes Ende bereitete und vielen Feldbeständen einen schlechten Start bescherte, sind es nun die Minustemperaturen, die den Pflanzen zu schaffen machen dürften. Von einer schützenden Schneedecke können die wenigsten profitieren. So ist die Einschätzung des Ertragspotenzials derzeit äußerst schwierig und verhindert einen vorschnellen Abschluss von Lieferkontrakten. Es zeichnen sich auch bereits häufiger als üblich notwendige Umbrüche an. Doch die Entscheidung, welche Kultur genommen wird, fällt nicht immer leicht. Zumal Saatgut für Sommerungen zum Teil bereits ausverkauft ist.
Auf Großhandelsstufe wird prompter Weizen in der 2. KW zumeist 4 EUR/t niedriger bewertet als vor einer Woche. Ausnahme ist Qualitätsweizen, der franko Hamburg mit 239 EUR/t nicht nur 20 EUR/t unter Vorwochenlinie liegt, sondern damit auch seine Prämie gegenüber Brotweizen auf 13 EUR/t verringert hat. Dieser wird dort mit 226 EUR/t bewertet. Franko Niederrhein werden 228 EUR/t aufgerufen. Brotroggen hat dort ebenfalls 4 auf 206 EUR/t verloren. Braugerste zur Lieferung im Januar/Juni 2024 wurde am 10.01.2024 mit 370 EUR/t rund 3 EUR/t unter Vorwochenlinie bewertet. Der vor einer Woche noch genannte Geldkurs von 360 EUR/t ist vorerst verschwunden. Für Braugerstenlieferungen ab Oktober 2024 stehen sich aktuell 303-308 EUR/t gegenüber, was auf beiden Seiten 7 EUR/t weniger ist als vor einer Woche. (Quelle: AMI)