Fr, 31.05.2024
Deutscher Kassamarkt belebte sich im Mai
Es geht weiter aufwärts mit den Preisen, angetrieben von den pessimistischen Einschätzungen der nächsten Weizenernte. Das ist auch nötig, um das schwindende, alterntige Angebot aus den Lagern zu lösen, während neuerntig das Verkaufsinteresse schwindet.
Der nahezu ungebrochene Auftrieb der Weizenkurse an den Terminmärkten treibt die Kassapreise weiter nach oben. Der Fronttermin in Paris kratzte an der Marke von 270 EUR/t und damit auf einem 14-Monatshoch, Chicago schloss erstmals seit 10 Monaten wieder über 7 USD/bu. (236,50 EUR/t). Noch immer sind die ungünstigen Vegetationsbedingungen in Russland treibende Kraft, verlieren jedoch an Wirkung, wie die schwächere Dienstagsnotierung in Paris zeigt. Aber der Weizenmarkt ist aufgrund der teils sehr ungünstigen Bedingungen in wichtigen Anbauregionen und der geopolitischen Spannungen getrieben, denn das betrifft wichtige Exportländer und Handelsrouten. Allein im Mai 24 gewann der September-Kontrakt in Paris fast ein Fünftel an Wert. Und das blieb nicht ohne Folgen für den Kassamarkt. Die Preise legten ebenfalls zu und Erzeuger trennten sich jetzt lebhaft von ihren Restbeständen an Lagerware sowie schlossen zunehmend mehr Kontrakte für Teilmengen der anstehenden Ernte ab. Und während auf Großhandelsebene die Preise teils stärker stiegen als die Terminkontrakte, blieben auf Erzeugerebene die Zunahmen teils gedeckelt. Nicht nur, dass für Kontraktware bereits seit Jahresbeginn mehr geboten wird als für prompte Partien, neuerntig sind die Preisaufschläge auch höher, sodass sich der Preisabstand vergrößert. Und so entwickelt sich der Brotgetreidemarkt ganz anders als im Mai 23, als auf der Zielgerade euphorischer Ernteschätzungen die Preise in den Keller gingen (das Chaos begann erst in der Ernte). Nun ist es definitiv entgegengesetzt. Im Mai verteuern sich frei Erfasserlager prompter Brotweizen um 15,50 auf 191 (Vorjahr; 205) EUR/t, Qualitätsweizen um knapp 18 auf 217 (211) EUR/t und Brotroggen um 15 auf 162 (174) EUR/t. Die Aufschläge für Partien ex Ernte betragen 25 auf 213 EUR/t, 26 auf 237 EUR/t und 18 auf 175 EUR/t. Und damit werden im Mai 24 auch höhere Preise für Partien der kommenden Ernte bezahlt als im Mai 23. Hinsichtlich der Nachfrage zeigen sich nicht so deutliche Unterschiede; alterntig gibt es kaum noch Kaufinteresse und nur sporadisch werden Umsätze getätigt. Neuerntig wird viel besprochen, aber aufgrund der unterschiedlichen Preisvorstellungen kommt es nicht immer zu Abschlüssen. Aber je stärker die Preise steigen, desto unruhiger wird die Käuferseite und es werden aktuell zunehmend Liefertermine ab Januar 25 besprochen. (Quelle: AMI)