Artenvielfalt und Blühstreifen
Landwirte im Kreisverband werden aktiv
Rotenburg/Verden (sie). Vom 18. bis zum 22.Mai fand eine gemeinsame Aktion der Landvolk Kreisverbände statt, mit dem Ziel öffentlichkeitswirksam aufzuzeigen, was unsere Landwirtschaft bereits alles in Sachen Artenvielfalt unternimmt.

Auf Grund der aktuellen Corona-Situation wurde die Aktionswoche vorwiegend auf den Social Media Plattformen Facebook und Instagram umgesetzt. Unter dem Motto „Artenvielfalt und Blühstreifen“ wurden hierzu täglich Beiträge veröffentlicht. Auch im Verbandsgebiet Rotenburg-Verden wird die Landwirtschaft aktiv. So auch Cord Lüning aus Bothel und Dirk Gieschen aus Quelkhorn, die uns an Ihren Bemühungen für mehr Artenvielfalt teilhaben lassen.
Wir brauchen die Feldlerche
Als Landwirt und Jäger sucht Cord Lüning stets die Balance zwischen Wirtschaftlichkeit und dem Erhalt der Artenvielfalt. Dass sich ein guter Mittelweg finden lässt beides miteinander zu vereinen, zeigt sich gut bei der Besichtigung eines seiner abgelegenen Felder. Zwischen der Sommergerste hat Lüning ein Lerchenfenster errichtet, um den Bodenbrütern während ihrer Brutzeit einen geschützten Raum zu bieten. Hierzu hat er bei der Saat die Sämaschine einfach für einige Meter angehoben, so dass eine nicht gesäte Freifläche entstanden ist.
Es sind Maßnahmen wie diese, durch die der Landwirt mit kleinem Aufwand einen großen Teil für den lokalen Artenschutz beiträgt. Sein Einsatz beruht hierbei auf einer rein freiwilligen Basis, aus dem persönlichen Bedürfnis heraus die Artenvielfalt zu erhalten. Dass es nicht immer Gesetze und Verordnungen braucht, um einen positiven Beitrag zu leisten, ist ihm hierbei eine wichtige Botschaft. Dementsprechend schlicht ist die Erklärung auf die Frage, was ihn zu seiner Eigeninitiative motiviert: „Wir brauchen die Feldlerche“.
Neben Lerchenfenstern ergreift Lüning noch zahlreiche weitere Schritte im Sinne der Biodiversität. So ist zum Beispiel geplant, zeitnah eine Saatgutmischung um die Fläche mit dem Lerchenfenster auszusähen. Inmitten des entstehenden Blühstreifens werden sich zukünftig somit auch Insekten an einem reichhaltigen Nahrungsangebot erfreuen. Darüber hinaus finden die Fasane, die sich seit geraumer Zeit in den Büschen nah des Feldes niedergelassen haben, im geschützten Innern der Blütenpracht einen weiteren Rückzugsort.
Abgesehen davon, setzt Lüning auch auf nachhaltige Methoden wie ökologische Vorrangflächen. Auf ihnen dient der Anbau von Zwischenfrüchten wie Ölrettich, Senf und Phacelia einer Verbesserung der Fruchtfolge, indem diese erweitert wird.
Mit seiner Umsetzung des Artenschutzes in der Landwirtschaft beweist uns Cord Lüning, ein Weg ohne Druck, dafür mit viel Erfolg ist durchaus möglich.
Biodiversität als Gemeinschaftsprojekt
Landwirtschaft und Artenvielfalt, zwei Themen die in der Assoziation Allgemeinhin oft als konfliktreiche Kombination angesehen werden. Das dies allerdings in der Realität anders aussieht zeigt sich unter anderem auch in der Gemeinde Ottersberg. Der Erhalt der biologischen Vielfalt ist hier ein Gemeinschaftsprojekt von Landwirten und Jägerschaft. Mit dem sogenannten Ottersberger Weg berichtet Dirk Gieschen uns von einem innovativen Wegeränder-Konzept zum Erhalt der Artenvielfalt.
Als vor ein paar Jahren auch in Ottersberg und dem zugehörigen Quelkhorn das Thema der Wegeseitenränder aufkam, war schnell klar nur gemeinsam lässt sich eine vernünftige Lösung finden. Zusammen mit Landschaftswart Wolfang Mohr wurde nach einer Möglichkeit gesucht, die alle Parteien zufriedenstellt. Eine innovative Idee traf sowohl bei den Landwirten als auch auf politischer Seite auf Zuspruch: Überackerten Wegeränder, werden nicht wie üblich einfach in gleichem Maße wiederhergestellt, sondern zum Teil an anderer Stelle durch Wild- und Blühstreifen ersetzt.
Hierdurch profitieren Landwirte und der Artenschutz. Denn für die Ausgleichsflächen findet eine sinnvolle Verteilung auf die gesamten Ortschaften statt. So sind in diesem Jahr ganze 12 Hektar Blühfläche entstanden. Diese verteilt sich auf über 30 verschiedene Flächen. Im Programm der Saatgutmischung befinden sich auch zweijährige Blühmischungen und die bekannte Verdener Imkermischung. Der Kerngedanke hinter dem Konzept besteht darin eine beständige Perspektive zu schaffen. Es soll ein langfristiger Effekt entstehen, was sich in den Zielen des Projektes deutlich wiederspiegelt. So ist geplant die Blühfläche im nächsten Jahr auf 16 Hektar zu erweitern. Darüber hinaus sind es oft die schlichten, einfachen Maßnahmen die nicht zu unterschätzen sind. Landwirt Dirk Gieschen erklärt: „Es muss auch mal nicht aufgeräumt sein“, und spricht davon, dass Feldgehölz und Co. auch manchmal an Ort und Stelle zum Verwittern belassen werden müssen.
Ein solides Konzept dessen Erfolg sich auch darin äußert, wie geschlossen die Landwirtschaft mit 23 Befürwortern hinter diesem steht. Die Gemeinde Ottersberg bietet Inspiration für eine gelungene Vereinigung von Artenschutzmaßnahmen und landwirtschaftlichen Belangen und sorgt dafür, dass das Thema Wegeränder einträchtig geregelt ist.