Gemeinsam statt Einsam
Niedersächsischer Weg: Balance zwischen Artenschutz und Lebensmittelerzeugung
(LPD / sie). „Als leistungsfähige Landwirtschaft bringen wir uns in Niedersachsen für mehr Natur-, Arten- und Gewässerschutz ein und wollen aktiv mitgestalten. Deshalb haben wir den Niedersächsischen Weg gewählt“, sagt Albert Schulte to Brinke.

Dem Landvolkpräsidenten ist klar, dass diese Vereinbarung zwischen dem niedersächsischen Landwirtschafts- und dem Umweltministerium, der Landwirtschaftskammer Niedersachsen, dem Nabu und dem BUND sowie dem niedersächsischen Landesbauernverband bei den Landwirten zu Anfang durchaus Bedenken hervorgerufen hat und mit Ängsten verbunden war. „Wir haben mit diesem ganz neuen Ansatz für unsere Betriebe aber zweifelsfrei den besseren Weg gewählt, um mehr Qualität im Natur- und Artenschutz mit der Landwirtschaft zu erreichen“, betont er. „So können wir den weiteren Prozess aktiv mitgestalten. Für uns Bauern ist es wichtig, dass die Politik zugesagt hat, zusätzliche Leistungen der Landwirte auch entsprechend zu bezahlen.“ Schulte to Brinke betont: „Wir müssen zwischen dem Artenschutz und der als überaus relevant erkannten heimischen Lebensmittelerzeugung eine neue und gesunde Balance finden.“
Landwirte engagieren sich gerne für den Erhalt der Artenvielfalt, denn schließlich leben sie mit und von der Natur. „Als wichtige Landschaftsakteure möchten wir Verantwortung übernehmen. Wir sehen uns als Teil der Lösung und möchten mit unserem Wissen zu einem sinnvollen und langfristigen Artenschutz beitragen. Das dies bereits in erheblichem Maße geschieht, zeigt sich in unserer Region an einer Vielzahl von Projekten. So beweisen die Landwirte zum Beispiel mit dem Ottersberger Weg oder dem Projekt Allervielfalt Engagement und Artenschutzbewusstsein“, so Vizepräsident Jörn Ehlers. Zu zahlreichen freiwilligen Maßnahmen kommen auch jene, die über die EU-Agrarförderung bezahlt werden, wie beispielsweise Blühflächen. Da das Geld nicht mit dem Anbau von Kornblume oder Phacelia verdient wird, sondern mit dem Anbau von Weizen, Zuckerrüben oder Mais, braucht es diese Fördermittel dringend. Mit dieser Unterstützung gelang es Niedersachsens Bauern die angelegten Blühflächen jährlich zu vergrößert. Der Niedersächsische Weg sieht hier die Einrichtung eines landesweiten Biotopverbunds vor.
Ganz wichtig für das Landvolk ist, dass der Niedersächsische Weg – entgegen oftmals anderslautender Formulierungen – nach der gemeinsamen Ausgestaltung der Vereinbarung in konkreten Gesetzen, die einen finanziellen Ausgleich garantieren, münden wird. Aktuell wird in den Arbeitsgruppen „Wasser“, „Umwelt“ und „Landwirtschaft/Wald“ der größte gemeinsame Nenner erarbeitet. Bis zum Herbst sollen die Gesetzesvorschläge vorliegen und dann in die parlamentarische Beratung gehen.
Das vom Niedersächsischen Naturschutzbund (Nabu) und Grünen beantragte Volksbegehren Artenschutz dagegen enthält für die Landwirtschaft in der Summe nicht leistbare Auflagen. „Auch wenn Nabu und Grüne immer wieder betonen, dass die betroffenen Landwirte auch in ihrem Gesetzesentwurf einen finanziellen Ausgleich erhalten sollen, fällt dies als reine Absichtsbekundung weit hinter den Vereinbarungen des Niedersächsischen Weges zurück“, zeigt Schulte to Brinke den wichtigen Unterschied auf.
Dass der Nabu trotz seiner Unterschrift unter den Niedersächsischen Weg parallel Unterschriften für das Volksbegehren sammelt, stößt deshalb bei vielen Landwirten auf Unverständnis. „Von den beteiligten Partnern dieses Abkommens, erwarten wir Verlässlichkeit in der Umsetzung und gegenseitige Wertschätzung des Erreichten. Nicht zu erfüllende Maximalforderungen, wie in einem Volksbegehren, gefährden die oftmals konstruktive Zusammenarbeit von Naturschutz und Landwirtschaft hier vor Ort und sind strikt abzulehnen“, macht Ehlers deutlich.
„Gemeinsam und miteinander statt Extratouren und offene Hintertürchen muss deshalb das Motto lauten. Nur dann bekommen wir mit den verbindlichen Gesetzen des Niedersächsischen Weges, wo alle zuvor Kompromisse eingehen müssen, einen wirklichen Mehrwert für unsere Natur in Niedersachsen – und unsere Landwirte können weiter aktiv in und mit der Natur wirtschaften“, erklärt Schulte to Brinke abschließend.