Niedersächsisches Landvolk Kreisverband Rotenburg-Verden e.V.

Unsere Tradition: Die Zukunft sichern

Mit Politiker*innen im Gespräch

Podiumsdiskussion zum Thema Landwirtschaft

Anlässlich der Landtagswahlen im Oktober fand gestern Abend eine Podiumsdiskussion zum Thema Landwirtschaft mit den Landtagskandidat*innen aus dem Wahlkreis 53 (Rotenburg) statt. Eingeladen hatten der Landvolk-Kreisverband Rotenburg Verden sowie der LsV (Land schafft Verbindung) auf den Hof von Dirk Gieschen in Quelkhorn.

Anlässlich der Landtagswahlen im Oktober fand Anfang September eine Podiumsdiskussion zum Thema Landwirtschaft mit den Landtagskandidatinnen aus dem Wahlkreis 53 (Rotenburg) statt. Eingeladen hatten der Landvolk-Kreisverband Rotenburg Verden sowie der LsV (Land schafft Verbindung) auf den Hof von Dirk Gieschen in Quelkhorn. Aufgrund einer Coronainfektion mussten sowohl Eike Holsten (CDU) als auch Henning Cordes (FDP) kurzfristig absagen. Für die CDU konnte Hella Bachmann aus dem Wahlkreis 61 (Verden) einspringen. Außerdem kamen Tobias Koch (SPD), Dr. Bettina Schwing (B90/Grüne), Jürgen Baumgartner (Linke) sowie Michael Urban (Freie Wähler). Alle fünf Politikerinnen stellten sich den Fragen der circa 80 Zuschauer*innen, moderiert wurde das Ganze von Cornelius Traupe (LsV) und Christian Intemann (Vorsitzender landvolk-Kreisverband Rotenburg-Verden e. V.).

Auf Augenhöhe kommunizieren Direkt in ihren Eingangsstatements machten alle fünf Kandidatinnen deutlich: Lösungen lassen sich nur finden, wenn Politik und Landwirtschaft an einem Tisch miteinander reden. Wie diese Lösungen jedoch aussehen werden, da wichen die Meinungen der unterschiedlichen Parteivertreterinnen stark auseinander. „Unser Anliegen ist es, dass die Landwirte ihr Einkommen haben und trotzdem die Umwelt schützen“, argumentierte Dr. Bettina Schwing von den Grünen. Zu schaffen sei das durch eine Umverteilung der 1. Säule, sodass auch die kleinen Betriebe wieder wirtschaftlich arbeiten können. „Ich hoffe, dass die kleinen Betriebe am Leben erhalten werden können, trotz geringerer Produktivität im Vergleich zu den Großbetrieben“, betonte Schwing ihr Anliegen. Und auch Jürgen Baumgartner von den linken wünscht sich, dass das Höfesterben aufhört: „Diese Dynamik muss gebrochen werden.“ Und da die Förderkulisse bereits sehr groß sei und nicht mehr größer würde, sollte die Umverteilung der ersten Säule so gestaltet werden, dass der wirtschaftende Landwirt und nicht der Flächenbesitzer das Geld erhält.

Grüne Energie oder Lebensmittel? Immer mehr Flächen sollen in den kommenden Jahren für die Erzeugung grüner Energie in Form von PV-Anlagen genutzt werden. „Wenn der aktive Landwirt sich vorstellen kann, seine Flächen für PV-Anlagen frei zu geben, finde ich das in Ordnung“, erklärte Tobias Koch von der SPD. „Wenn jedoch Pächter, auf deren verpachteten Flächen noch geackert wird, diese an die besser zahlenden Investoren geben, finde ich das schwierig. Koch möchte daher erst einmal die ganzen Flächen auf den Dächern für PV-Anlagen nutzen, bevor bewirtschaftetes Ackerland dafür verbraucht würde. Hella Bachmann von der CDU sagte dazu: „Wo die Bedingungen für Sonnenenergie gut sind und die zu beackernde Fläche schwierig, dort kann ich mir PV-Anlagen gut vorstellen.“ Außerdem habe sie sich in der letzten Zeit über das Projekt „Solarhecke“ informiert. Dort sollen Hecken am Acker entlang aufgestellt werden, die seitlich Sonnenergie aufnehmen, die Bewirtschaftung aber weniger beinträchtigen. Dieses Projekt befinde sich jedoch noch in einer fünfjährigen Testphase.

Tierhaltung der Zukunft „Ich bin immer für leben und leben lassen“, macht Bachmann gleich zu Beginn des Thema Tierhaltung deutlich. „Eine gute Mischung aus konventioneller und bio-haltung sollte es schaffen, die stark wachsende Weltbevölkerung zu ernähren.“ Daher solle es Landwirt*innen auch ermöglicht werden, Stallumbauten unbürokratischer gestalten zu können. Bettina Schwing betonte jedoch, dass zu mehr Tierwohl nicht nur mehr Platz gehöre, sondern auch weniger Emission. „Wenn wir weniger Fleisch produzieren, dafür aber hochwertigere Produkte schaffen, ist das ein gewinn. Und wir wollen dadurch den Landwirten nicht ihre wirtschaftliche Lebensgrundlage nehmen. Wir wollen das mit den Landwirten gemeinsam schaffen.“ Tobias Koch verwies auf einen Feldversuch, den er sich jüngst angeschaut hat: „Es ist erschreckend – und das sollte wirklich jeder Politiker einmal gesehen haben – wie wenig eine Pflanze wachsen kann, ohne entsprechende Pflanzenschutzmittel.“ Auf den Hinweis von schwing, dass das vor allem an den schlechten Böden liege, meinte Bachmann: „Die eingesetzte Pflanzenschutzmenge ist stark rückläufig, weil die Landwirte natürlich ein Interesse daran haben, dass ihr Boden fruchtbar bleibt.“ Und auch Baumgartner ist der Meinung, dass jeder Landwirt am besten wisse, wie es seinen Böden geht und er am meisten Interesse daran habe, Humus aufzubauen.

Fachkräftemangel auf dem Land Immer mehr Menschen wohnen zwar auf dem Land, fahren zum Arbeiten jedoch in die Stadt. Hella Bachmann hatte sich zu dem Thema Fachkräftemangel daher schon einmal mit einer Oberschule in Verbindung gesetzt, um nach Lösungen zu suchen. „Wir müssen den Jugendlichen in Form von Praktika zeigen, wie wertvoll es ist, in der Landwirtschaftsbranche zu arbeiten“, erklärte sie. „Und da sind auch alle Landwirte gefragt.“ Michael Urban von den Freien Wählern fügte hinzu, dass bereits in der Schule genau das Thema sein solle.

„Der Abend hat gezeigt, wie viele Baustellen es momentan bei uns Landwirten gibt. Wir hoffen, dass sich die Anwesenden einen Überblick verschaffen konnten über die Ziele und Wünsche der verschiedenen Parteien“ resümiert Christian Intemann, Vorsitzender vom Landvolk-Kreisverband Rotenburg-Verden e. V.